Um 7.00 Uhr klingelte der Wecker und draußen schien die Sonne schon seit Stunden. Wir packten alles zusammen und waren pünktlich um 8.00 Uhr beim Frühstück. Diesmal konnten wir uns leider nicht so viel Zeit lassen, um das Frühstück zu genießen. Um 9.00 Uhr verließen wir diese wirklich sehr schöne Herberge und fuhren mit dem Auto nach Flam.
Die Autofahrt führte uns noch einmal an vielen Punkten vorbei, an denen wir bereits in den letzten Tagen waren. Beeindruckend waren z.B. der Wasserfall am Grimsetelvi direkt an der Straße RV 50 und der Ausblick von dort auf den unten im Tal liegenden großen See (Vassbygdyvatne)
oder auch die zahlreichen verschlungenen Tunnel durch die Berge. Nach ca. 20 Minuten Autofahrt erreichten wir Aurland am Sognefjorden. Auf der Straße parallel zum Ufer waren wir in wenigen Minuten am südlichsten Ende des Fjords in Flam.
Wir hatten dort in den „Flam Cabins“ eine Hütte für unsere letzte Nacht gebucht und wir hofften, dass es kein Problem sein wird, dass wir unser Auto schon 3 Tage vorher dort abstellen konnten. So war es auch. Ohne Probleme durften wir das Auto dort parken. Wir schnallten uns die Rucksäcke auf und gingen hinein zum Zentrum, wo der Kai für die riesigen Kreuzfahrtschiffe und der Bahnhof für die Flambana zu finden waren.
Flam ist ein absoluter Touristenmagnet. Große Kreuzfahrtschiffe fahren diese kleine Ortschaft regelmäßig an. Hunderte von Besuchern bevölkern dieses Fleckchen Erde.
Auch zu diesem Zeitpunkt befanden sich 2 große Kreuzfahrtschiffe in der Bucht. Die „Norwegian Star“ lag direkt am Kai und die „Magellan“ lag ein paar hundert Meter weiter draußen in der Bucht.
Eine besondere Attraktion ist die Flambahn (Flåmsbana). Jährlich kommen tausende Besucher aus aller Welt und fahren mit der Bahn von Flam nach Myrdal. Das wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. 🙂
Am Ticketschalter kauften wir die Fahrkarte für die Fahrt mit der Flambahn und auch gleich die Anschlussfahrt nach Hallingskeid, wo unsere nächste Herberge auf uns wartete. Um 11:05 Uhr saßen wir im Zug und die Fahrt begann.
Es war wirklich eine sehr beeindruckende Leistung, wie die Bahntrasse durch etliche Tunnel und vorbei an zahlreichen Wasserfällen führte. An einem dieser Wasserfälle hielt die Bahn extra an und die Fahrgäste konnten auf einer Plattform aussteigen, um das Naturschauspiel des Kjosfossen zu bestaunen.
Ein zusätzliches touristisches Schauspiel wurde dort „präsentiert“, das aus unserer Sicht überflüssig war. Bei plötzlich einsetzender folkloristischer Musik tanzten zwei Frauen in roten Gewändern an einer alten Ruine. Nach ca. 10 Minuten ging die Fahrt dann weiter bis zur Endstation in Myrdal.
Nach der ca. 1stündigen Fahrt mussten wir in Myrdal umsteigen, um weiter bis zur Station Hallingskeid zu fahren. Dort oben war die Landschaft noch fest in der Hand von Väterchen Frost. Viele Touristen, die in Sommerkleidung vom Fjord nach oben fuhren, zogen es vor im Bahnhofsgebäude auf den Zug zurück nach Flam zu warten.
Wir nahmen den nächsten Zug in Richtung Oslo, für die 15 minütige Fahrt bis zum Bahnhof Hallingskeid. Der Zug fuhr fast nur durch Tunnel. In den kurzen Passagen, in denen der Zug außerhalb fuhr, sahen wir draußen die komplett schneebedeckte Landschaft. Als der Schaffner unser Fahrkarten kontrollierte, war dieser plötzlich nervös und griff schnell nach seinem Handy. Er rief den Lokführer an, damit der den Zug am Bahnhof Hallingskeid anhalten sollte. Bei dem Schnee steigt dort normaler Weise niemand aus. Er fragte uns noch einmal ob wir wirklich dort aussteigen wollten, was wir bestätigten. Ein paar Minuten später hielt der Zug und der Schaffner brachte uns persönlich auf den Bahnsteig. Zum Schutz vor den Schneemassen war der Bahnhof komplett verkleidet. Wir erklärten dem Schaffner, dass wir am nächsten Tag zurück nach Myrdal laufen wollten. Er sagte uns vorsichtshalber noch die Fahrzeit des Zuges, wann dieser am nächsten Tag dort wieder vorbei kommen würde. Für den Fall, dass es nicht möglich sein sollte zu Fuß nach Myrdal zu laufen, sollen wir uns auf den Bahnsteig stellen und dem Lokführer ein Zeichen geben, damit dieser den Zug erneut dort stoppen könne. Wir bedankten uns bei dem überaus freundlichen Schaffner und verabschiedeten uns.
Um den Bahnsteig verlassen zu können, musste man einen beheizten Warteraum durchqueren. Wir öffneten die Außentür und vor uns lag eine tief verschneite Senke, in der einige zugeschneite Häuser zu sehen waren und fast keine Fußspuren.
Welches Haus wohl die Herberge des norwegischen Alpenvereins sein könnte? Diese Hütte sollte uns Schutz für die nächste Nacht geben. Das Wetter war gut und die Sonne drückte durch eine leichte Wolkenschicht. Es herrschte absolute Stille. Es war so ungewohnt, absolut nichts zu hören. Wir machten uns auf die Suche und kämpften uns mit den schweren Rucksäcken durch den tiefen Schnee. (Foto) Bei der 4. Hütte waren wir richtig. Das Zeichen des Alpenvereins war gut zu sehen und die Tür war unverschlossen. Wir gingen hinein und waren überrascht, wie sauber und ordentlich die Hütte war. Schon im Schuhregal sahen wir, dass es einen weiteren Gast geben musste. Vorerst waren wir jedoch allein. Wir inspizierten die Hütte und es war nicht zu glauben, wie viele Zimmer und Betten dort zu finden waren. Die zwei Speisekammern waren gut gefüllt, die Küche mit allem wichtigen ausgestattet. Die Toiletten waren in einem direkt anschließenden unbeheizten Anbau, aber absolut sauber und geruchsneutral war.
Wir suchten uns ein Zimmer aus und packten alles was nötig war aus. Im Aufenthaltsraum machten wir unsere Mittagspause und planten die 17 Kilometer lange Strecke zurück nach Myrdal für den nächsten Tag. Ein Marsch, der nur mit Schneeschuhen möglich war.
Da es ja lange hell blieb entschieden wir uns, mit den Schneeschuhen und ohne Rucksack den Weg für den nächsten Tag zu erkunden und nach Wegmarkierungen zu schauen. Wegmarkierungen waren keine zu finden. Nur auf einem Wegweiser stand der Hinweis in Richtung Myrdal.
Wir folgten der Richtung auf dem Wegweiser und orientierten uns an einer Hochspannungsleitung, die in der Ferne zu sehen war. Es war echt super, das Wetter war perfekt und das Laufen mit den Schneeschuhen machte uns viel Spaß. Nach ca. 1 Kilometer löste sich plötzlich der hintere Teil meines linken Schneeschuhs. 🙁 Das Gewebe, das in den Aluminiumrahmen gespannt war, riss durch und der zusammengesteckte Aluminiumrahmen ging auseinander. Mit einer provisorischen Reparatur konnten wir den Schneeschuh wieder brauchbar für den Rückweg machen. Wir drehten um und gingen zurück nach Hallingskeid. Das Wetter war noch so schön und keiner von uns hatte Lust in die Hütte zu gehen und so erkundeten wir noch die Umgebung unserer Hütte.
An der Wand einer Nachbarhütte war der Schnee durch die abstrahlende Sonnenwärme bis auf das Erdreich geschmolzen und so konnten wir gut sehen, wie dick die Schneeschicht unter uns war. Die Schneewand war so hart gefroren, dass wir gut daran klettern konnten. Schoko kam auf die Idee doch mal ein paar coole Schneekletter-Fotos zu machen. Und so entstanden ein paar schöne und interessante Fotos. 🙂
Gegen 19.00 Uhr waren wir wieder zurück in der Hütte und machten ein weiteres Mal eines unserer MRE-Essen warm. Mit Gurtbändern reparierten wir meinen Schneeschuh, damit dieser hoffentlich am nächsten Tag die 17 Kilometer lange Strecke gut überstehen würde. In großer Vorfreude auf die Tour am nächsten Tag krochenwir schon bald in unsere Schlafsäcke.