Nachdem Oli meine Schuhe notdürftig mit Packbändern zusammengeflickt hatte, machte ich mich nun also wieder auf den Weg hinunter Richtung Tal. Leider sollte Olis Konstruktion nur ca. 5 Schritte halten, dann lösten sich die Packbänder von den Schuhen. Was also tun? Glücklicherweise hatte ich außer meinen Wanderstiefeln noch Trekkingsandsalen mit auf diese Tour genommen, die natürlich eigentlich für gutes Wetter gedacht waren. In diesem Fall kamen diese nun zum Einsatz, obwohl es regnerisch und das Gras nass war und meine Wandersocken innerhalb kürzester Zeit durchnässt waren. Aber da musste ich nun einfach durch.
Natürlich kam ich auch wieder an der Gamshütte vorbei. Ich beschloss, hier kurz einzukehren und mal nachzufragen, ob es vielleicht eine Lösung für mein Problem gab – vielleicht hatte man ja dort einen Kleber, mit dem ich die Sohlen provisorischerweise erstmal ankleben konnte. Ich bestellte mir eine Apfelschorle und schilderte dem Hüttenwirt mein Problem. Leider fiel ihm auch nichts anderes ein, als mich zurück ins Tal zu schicken, und zwar in den nächstgrößeren Ort Mayrhofen, wo es mehrere Sportgeschäfte gab. Er sagte aber auch, dass ich nicht der erste war, bei dem sich die Sohlen von den Schuhen abgelöst hatten. Meistens würde so etwas passieren, wenn die Schuhe schon älter waren (was bei mir der Fall war, sie mussten inzwischen ca. 13 Jahre alt gewesen sein) und wenn die Schuhe im Keller bei hoher Lustfeuchtigkeit gelagert würden (was bei mir nicht der Fall war).
Also blieb mir nichts anderes übrig, als meine Apfelschorle auszutrinken und mich dann weiter auf den Weg Richtung Tal nach Mayrhofen zu machen. Glücklicherweise war dies gut ausgeschildert, so dass ich einige Stunden später gut dort ankam. Auch meine Trekking-Sandalen leisteten gute Dienste.
In Mayerhofen angekommen, sah ich gleich am Ortseingang das erste Sportgeschäft. Hier präsentierte ich meine kaputten Schuhe und bekam leider erstmal zur Antwort, dass man in diesem Geschäft keine Werkstatt hätte und dass ich mich an ein anderes Sportgeschäft weiter im Ortsinneren wenden müsste. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, man könnte die Schuhe vielleicht reparieren. Der Kauf neuer Schuhe kam für mich erstmal nicht in Betracht, da ich 1. nicht so viel Geld ausgeben wollte und 2. mich nicht auf so eine hochalpine Tour begeben wollte mit Schuhen, die ich vorher nicht mal einlaufen konnte.
Da ich nun bereits im Ort war und es bereits mittags war, beschloss ich, mich erstmal nach einem Zimmer für 1 Nacht umzusehen, ich fand auch ziemlich schnell eines bei einer älteren Dame, die sich vielmals dafür entschuldigte, dass in ihrer Pension z.Zt. renoviert wurde. Da ich ja nur 1 Nacht bleiben wollte und mein Zimmer davon nicht betroffen war, störte mich dies nicht im geringsten. Ich bezog also mein Zimmer, nahm die kaputten Schuhe und machte mich auf den Weg zu dem genannten („Intersport“-) Geschäft.
In diesem Sportgeschäft wurde ich sehr gut beraten und erstmal aufgeklärt, dass die Ablösung der Sohlen nicht auf schlechte Qualität der Schuhe zurückzuführen ist, sondern dass es ganz normal wäre, dass sich die Zwischenschicht zwischen Schuh und Sohle irgendwann auflöst. Da meine Schuhe bereits – wie oben bereits erwähnt – ca. 13 Jahre alt waren, hätte sich dies gar nicht verhindern lassen. Außerdem erklärte man mir, dass eine Reparatur der Schuhe vor Ort nicht möglich sei. Man könne sie zum Hersteller einschicken und neu besohlen lassen, dies würde 80,– EUR kosten und natürlich einige Wochen dauern. – Da ich meine Wanderung aber natürlich schnellstmöglich fortsetzen wollte, kam diese Möglichkeit für mich nicht infrage. Also blieb nur noch die Alternative, neue Schuhe zu kaufen. Wie gesagt, wurde ich sehr gut beraten und ich staunte nicht schlecht darüber, dass das Preisniveau deutlich unter dem eines Fachgeschäftes in Berlin lag, in dem ich mich vor dieser Tour bereits auch schon nach neuen Wanderschuhen umgesehen, aber nichts Passendes gefunden hatte. Außerdem war hier die Auswahl wesentlich größer.
Ich fand hier also ein paar neue Schuhe, mit denen ich meine Wanderung am nächsten Tag fortsetzen wollte und hoffte, dass mir diese Schuhe – auch ohne sie einlaufen zu können – gute Dienste leisten würden.
Als Nächstes überlegte ich nun, wann und wo ich meine Freunde wieder treffen könnte. Am nächten Tag würden sie nachmittags in der Olpererhütte ankommen. Von Mayrhofen fuhr ein Bus zum Stausee „Schlegeisspeicher“ von wo aus ein Wanderweg direkt zur Olpererhütte hoch führte. So beschloss ich, am nächsten Tag mit dem Bus dorthin zu fahren und nachmittags auf der Olpererhütte zu den anderen zu stoßen.
Nach einem guten Frühstück am nächten Morgen setzte ich dieses Vorhaben schließlich in die Tat um. Als ich mit dem Bus in Mayrhofen losfuhr, war herrliches Wetter. Während der Fahrt bezog sich der Himmel leider und genau in dem Moment, als der Bus am Schlegeisspeicher ankam und alle Fahrgäste aussteigen mussten, öffneten sich sämtliche Himmelstore und ein sehr heftiger Regenschauer fiel vom Himmel. Und weit und breit keine Möglichkeit, sich unterzustellen … das war ja mal wieder super, typisch Murphys Gesetz. Aber es half alles nichts, der Bus hatte hier seine Endstation und musste mit neuen Fahrgästen wieder zurückfahren, also stieg ich aus und war Sekunden später völlig durchnässt.
Ich lief ein paar Meter zur Jausenstation Zamsgatterl, wo ein Kiosk ein wenig Schutz vor dem Regen bot, wartete erstmal ab und hoffte, dass meine durchnässte Kleidung schnell trocknen würde.
Schließlich ließ der Regen nach und ich hielt es für angebracht, meine Wanderung zur Olpererhütte zu starten.
Schnell fand ich einen Wegweiser, nach dem ich 3 1/2 Stunden bis zur Olpererhütte benötigen sollte. Ich ging also los und richtete mich nach diesem Wegweiser. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass von einem anderen Startpunkt am Schlegeisspeicher ein weiterer – direkter – Weg zur Olpererhütte hochführte, auf dem man die Hütte in nur 1 1/2 Stunden erreichen sollte. Meine Freunde, die mittlerweile auf der Hütte angekommen waren, gingen davon aus, dass ich diesen Weg genommen hatte, und so ergab sich während meiner Wanderung eine recht verworrene Unterhaltung per SMS. Als ich nach deren Berechnungen auf der Hütte ankommen sollte, hatte ich noch nicht mal die Hälfte meines Weges geschafft. Stefan wollte mir – auf dem kurzen Weg – entgegengehen, kam irgendwann unten im Tal an, natürlich ohne mir begegnet zu sein und dachte, ich hätte mich vielleicht verlaufen.
Unter’m Strich war es aber gut, dass ich diesen Weg genommen hatte (wie sich herausstellte war es die „Neumarkter Runde“), denn es war der schönere von beiden. Und als ich pünktlich nach 3 1/2 Stunden oben ankam und von diesem schönen Weg berichtete, entschlossen wir uns, am nächsten Tag auf diesem Weg zurück ins Tal zu gehen und nicht – wie eigentlich geplant – auf dem kurzen direkten Weg.