Um 6:30 Uhr entglitten wir unserer Traumwelt und erwachten in die reale traumhafte Bergwelt, die um uns herum war. Das Wetter meinte es gut mit uns und so konnten wir bei leichter Bewölkung um 8.30 die weitere Tour antreten. Dieses schöne Wetter wollten wir endlich wieder zum Wandern nutzen und so entschieden wir uns für den längeren Abstieg über die Neumarkter Runde. Das war der Weg, den Jörg am Tag zuvor für den Aufstieg unbeabsichtigt wählte.
Es war eine gute Wahl, die Natur war wieder beeindruckend, durch die wir liefen. Mal ein Stück bergauf und dann wieder bergab, so liefen wir in einem weiten Bogen um den Schramer Kopf hinein ins Unterschramacher Kar. Die Aussichten verleiteten uns immer wieder zum Stehen bleiben und staunen. Mal wurden kleine Schmelzbäche überquert und dann wieder blasgrüne Wiesen. Dann wieder über ein Geröllfeld immer weiter bergab.
Nach einiger Zeit kamen wir wieder unter die Vegetationsgrenze und die ersten kleinwüchsigen Kiefern säumten unseren Weg. Wir liefen durch Kiefernwälder, die nicht höher als wir selbst waren und gaben dem Weg einen besonderen Charme. Die Bäume wurden immer höher und nach einer weiteren Biegung konnte man im Tal das türkiesfarbene Wasser des Stausees sehen. Da wir uns für diesen schönen Abstieg bewusst viel Zeit ließen, erreichten wir das Ufer des Stausees erst gegen 11.30 Uhr.
Schoko studierte den Busfahrplan und sah, das der nächste Bus um 11.55 Uhr in Richtung Mayrhofen fuhr.
An dem kleinen Kiosk am „Zamsgatterl“, in der Nähe der Bushaltestelle, nutzen wir die Wartezeit für ein kühles „Erfrischungsgetränke“. Pünktlich um 11.56 saß Schoko erleichtert im Bus auf dem Weg zum Bahnhof in Mayrhofen.
Damit waren wir wieder zu Viert. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass es die nächsten 4 Kilometer entlang des Stausees ging und an der südlichsten Spitze des Sees musste der Aufstieg zur nächsten Hütte gefunden werden. Unser Tagesziel war das Furtschaglhaus in 2295 Metern Höhe. Endlich mal wieder ein breiter Weg, auf dem wir nebeneinander laufen konnten und uns die Zeit für die wenig auffälligen 4 Kilometer entlang des Stausees zu vertreiben.
Der nun folgende Aufstieg hatte es wirklich in sich. Ein schmaler Pfad führte in teilweise engen Serpentinen die nächsten Höhenmeter steil bergauf. Diesmal hatte Jörg schwer mit dem Aufstieg zu kämpfen. Jeder suchte sich seine Geschwindigkeit für den Aufstieg und alle 100 Höhenmeter machten wir eine Pause, damit die Gruppe wieder zusammen finden konnte. Nach 3 Pausen war der steile Hang erklommen und die restlichen 200 Höhenmeter führten uns, dem Furtschagl Bach entgegen, in Richtung der gleichnamigen Hütte.
Nach 1 ½ Stunden Aufstieg standen wir vor dem Furtschaglhaus und waren erleichtert, das nächste Etappenziel erreicht zu haben.
Nachdem wir die 9,- EUR Stornogebühr bei dem fast freundlichen Hüttenwirt für Schoko bezahlt hatten, bezogen wir wieder einmal unsere Betten in einem der Schlafräume und gingen mit unseren Duschmarken zur Dusche. Inzwischen hatten wir folgendes „Dusch-Konzept“ entwickelt: erst mit kaltem Wasser schnell den Körper nass machen, dann einseifen und anschließend die vollen 3 Minuten warmes Wasser zum „Auftauen“ und Entspannen nutzen.
Um 18.00 saßen wir in der völlig überfüllten Gaststube und ließen uns unsere Käsespätzle, Spinatknödel und G´röstl schmecken.
Ein echtes Highlight war es, um 20.00 Uhr die Fußballweltmeisterschaft am Radio zu verfolgen. So war das also früher, als es noch keine Fernseher gab und sich ca. 20 Leute vor einem Radio versammelten, um eine spannende Reportage zu hören. Es war das Halbfinal-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien, und das Spiel ging leider nicht gut aus für Deutschland. Aber die Stimmung vor dem Radio war knisternd und grandios.
Wieder einmal war ein schöner Tag zu Ende und wir waren schon sehr auf den nächsten Tag gespannt. Denn dann sollte es auf 3.100 Meter Höhe hinauf gehen – im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt der diesjährigen Tour …