Was wir nicht wissen konnten war, dass dieses Jahr unsere Trekktour etwas ganz besonderes werden würde.
Es begann schon damit, dass wir feststellen mussten, dass wir diesmal nur zwei Trekker sein würden.
Oli und Thorsten (der harte Kern) waren die einzigen! Unsere Trekktour sollte uns erneut in die Sächsische Schweiz führen. Bei Thorstens alljährlichen Vorrecherchen fiel sein Interesse aber auch auf die Böhmische Schweiz. Kurzerhand weitete er die Tour in die Böhmische Schweiz aus. Genauer gesagt in die Edmunds- und die Wilde Klamm. Bei unserer Vorbesprechung war Oli leicht zu überzeugen und die Tourplanung erfolgte schon fast routinemäßig.
Pfingsten hatten wir für diese Tour ausgewählt und so ging es vom 01.- 04.05. in Olis BMW in die Schweiz der Sachsen. Da wir die hintere Sächsische Schweiz erkunden wollten, erschien uns als Ausgangspunkt der Ort Hinterhermsdorf als ideal. Oberhalb des Ortes auf einem bewachten Parkplatz konnten wir das Auto abstellen und stürzten uns bei strahlendem Sonnenschein in den frühen Mittagstunden in unser nächstes Abenteuer. Über den Wettinweg erreichten wir schon bald den Flusslauf der Kirnitzsch. Die Kirnitzsch liegt eingebettet in einem Tal, dessen Hänge steil nach oben ansteigen. Es gibt zwei Möglichkeiten, flussabwärts zu gelangen.
Am Ufer der Kirnitzsch ist ein Bootsanleger. Von dort staken Fährmänner die mit bis zu 20 Personen besetzten Holzkähne flussabwärts (dieses Bild erinnert ein wenig an Spreewald-Kahnfahrten). Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass man ca. 10 Meter oberhalb am Berghang einen schmalen Pfad bewandert. Wir wählten natürlich die zweite Variante. Sofort waren wir von dieser einmaligen wunderschönen Landschaft sehr beeindruckt und froh, dass wir diesen wildwüchsigen Pfad gewählt hatten. Immer wieder blieben wir stehen, um die Eindrücke in Ruhe aufzunehmen. Unter uns fuhren in ca. 20-minütigen Abständen die Boote vorbei. Nach ca. 4 km wurde das Flussbett breiter und nach weiteren 1 – 2 Kilometern verließen wir die Kirnitzsch durch den Brückengrund. Unser Weg führte uns durch Höhlenpassagen, die wir teilweise nur im„Entengang“ mit unseren Rucksäcken passieren konnten und über Stiegen, bei denen man genau aufpassen musste, wo man hintrat. Wie ich schon sagte, wir waren total überwältig von dieser Landschaft und ihren Wanderwegverläufen. Am Nachmittag erreen vor uns und so enichten wir eine kleine Höhle, die ideal zum übernachten gewesen wäre. Wir hatten aber noch ca. 4 Stunden Tageslicht und ein ganzes Stück an Wanderwegtschieden wir uns, schweren Herzens, weiter zu gehen. Wie sich zwei Stunden später herausstellte, war diese Entscheidung goldrichtig.
Über den Dreiwinkelgrund erreichten wir die Hickelhöhle. Eine riesige im Halbkreis offene Höhle, in der sich wunderbar weiches Buchenlaub gesammelt hatte. Der Durchmesser der Höhle betrug etwa 20 Meter und die Höhe ca. 5-7 Meter. Auf einem vorgelagerten Felsen in ca.7-10 Meter Höhe machten wir uns über unser übliches Essen her. Von dort oben sah unser Nachtlager in der Höhle so winzig aus. Da wir uns nicht sicher waren, ob wir dort schlafen durften, waren wir bis zum Einbruch der Dunkelheit leicht angespannt. Immer in der Angst, dass der Förster vorbei kommt.
Es ging alles gut und nach einer verhältnismäßig guten Nacht brachen wir unverzüglich auf, um unser Glück mit dem Förster nicht weiter zu beanspruchen. Für diesen Tag hatten wir uns den Abstecher in die Böhmische Schweiz vorgenommen. Auf unserer Wanderkarte war ein kleiner gestrichelter Pfad über die wilde Grenze nach Tschechien eingezeichnet. Diesen fanden wir auch und als „heimliche“ Grenzgänger überquerten wir die Grenze.
Erst als wir den Gabrielensteig in der Böhmischen Schweiz erreicht hatten, machten wir unsere Frühstückspause in der Morgensonne. Da wir die nächste Nacht wieder auf der deutschen Seite verbringen wollten, mussten wir am Nachmittag/Abend diese Stelle wiederfinden. Der weitere Wegverlauf führte uns unterhalb einer Steilwand entlang, aber immer noch hoch genug (80 Meter über der Talsohle) um zwischen den Bäumen einen schönen Blick ins Böhmische Tal zu haben.
Nach einem Abstecher zum Prebischtor (ca.150 Höhenmeter unterschied) erreichten wir gegen Mittag die Ausläufer der Ortschaft Hrensko, wo wir auch den Einstieg in die Edmundsklamm fanden.(Übrigens: Das Prebischtor ist die einzige noch begehbare Kalksandsteinbrücke Europas. Die Öffnung des dadurch entstandenen Tores ist ca. 10-15 Meter hoch.) Am Eingang ins Tal befand sich eine Gaststätte, vor der wir uns kurzerhand entschieden, ein kaltes Budweiser-Bier zu trinken. Als wir einen Blick auf die Speisen- und Getränkekarte warfen, waren wir uns einig, dass wir bei diesen günstigen Preisen den Aufschwung dieser, durch das Hochwasser gebeutelten, Region unterstützen wollten. Für 2 Portionen Chegediehner Goulasch mit Klößen und insgesamt 4 gr. Bier zahlten wir mit Trinkgeld 13 Euro.
Gut gestärkt und mit dem, für eine Trekktour, außergewöhnlichen Zustand einer warmen Mahlzeit im Bauch „stürmten“ wir die Klamm.
Es ging flussaufwärts entlang der Kamnitz. Zwischen Fluss und Felswand war oft nicht sehr viel Platz. An zwei Stellen fielen die steilen Felswände direkt ins Wasser, sodass ein weiterkommen nur mit Booten möglich war. Da das Wasser in mehreren Stufen gestaut wurde, war die Wasseroberfläche ganz ruhig und glatt. Die Wasserqualität war gut genug, um in 1-2 Metern Tiefe glasklar den Grund zu sehen. Auch hier wurden die Boote durch staken der Fährmänner fortbewegt, sodass die Geräusche eines Motor ausblieben und wir die Ruhe der Natur genießen konnten. An Stellen, bei denen eine zu starke Strömung herrschte, führte der Weg über verrostete Eisenplatten mit Schutzgeländer.
An anderen Stellen verlief ein romantischer Wanderweg neben dem Flusslauf. Oli, unser Tourfotograf, hatte sicherheitshalber zwei Filme mitgenommen. Erfahrungsgemäß benötigten wir auf den Trekktouren ein bis anderthalb Filme. Doch schon am zweiten Tag waren beide Filme belichtet. Auf der Karte war oberhalb der Wilden Klamm der Ort Mezná mit zwei Gaststätten eingezeichnet. Als wir den Ausstieg aus der Klamm in Richtung Mezná erreichten, schlängelte sich der Pfad in engen Serpentinen dem Himmel entgegen.
Die vor uns liegenden ca. 100 Höhenmeter ließen uns die Wichtigkeit eines eventuell zu erwerbenden Filmes neu überdenken. Die noch zu erwartenden Eindrücke überzeugten uns aber von der Wichtigkeit.
Wir schraubten uns also mit unseren jetzt noch ca. 15 kg schweren Rucksäcken den Hang hinauf. Und es nahm kein Ende. Nach 20 Minuten waren die ersten Häuser zu sehen. Wir fanden tatsächlich die erste Gaststätte und mit Olis perfekter tschechischen Zeichensprache verstand sein Gegenüber nach einigen Minuten und mehreren Anläufen was wir suchten (wir wollten doch nur einen ganz normalen Film kaufen). Doch wir wurden weiter geschickt. In der nächsten Gaststätte konnten wir erneut mit unseren „perfekten Sprachkenntnissen“ prahlen. Ich bin mir heute nicht mehr so sicher, aber ich glaube die Dame hat noch länger gebraucht, bis sie verstand was wir brauchten.
War unsere tschechische Zeichensprache wirklich so schlecht ??! Dafür machten wir es ihr dann auch nicht leicht beim Verständnis ihrer Erklärungen. Am Ende des Dorfes sollte ein kleiner Kiosk sein, der eventuell Filme verkauft. Weiter ging´s. Tatsächlich fanden wir diesen Kiosk und tatsächlich hatte er noch zwei verstaubte Filme in seine Auslage zu liegen. Wir kauften die zwei Restbestände auf. Dann ging es auf dem schnellsten Weg und zwei Eis in der Hand zurück in die Klamm. Und was ist das schönste nach einer Bergauftour??? Genau!!…, dass es auch wieder bergab geht. Dieser Abstecher kostete uns eine Stunde. Wie sich im weiteren Verlauf der Tour herausstellte, hatte es sich aber gelohnt, dass wir so ehrgeizig neue Filme suchten. Am Ende der wilden Klamm gab es einen Ausstieg in Richtung Mezni Louka. Von dort führte uns der Wandersteig zurück an die Stelle, wo wir am Morgen unsere Frühstückspause gemacht hatte. Als wir auf unserem „geheimen“ Pfad die tschechisch-deutsche Grenze überquerten, war es bereits später Nachmittag. Nur noch eine geeignete Schlafstelle finden und der Tag wäre perfekt gewesen. Die Suche sollte sich aber als nicht so einfach herausstellen.
Nach einigen „Besichtigungen“ von Überhängen (unter denen es teilweise sehr feucht war) fanden wir am Abzweig Richterschlüchte eine geeignete Schutzhütte, die nach Beräumung von Abfall und Steinen eine annehmbare Schlafstelle hergab.
Wie ich schon am Anfang des Tourberichtes erwähnte, diese Tour wurde etwas ganz besonderes und sie war noch nicht zu Ende.
Der nächste Morgen führte uns in die Häuseransammlung (6-8 Häuser) Zeughaus. Bei einem Gespräch mit dem Förster erfuhren wir, dass am Kannstein in einer Höhe von ca. 30- 40 Metern eine sehr schöne Boofe ( leichte Höhlenbildung an einer Felswand) mit wunderbarem Blick ins Tal zur Übernachtung zur Verfügung steht. Wir waren doch sehr erstaunt, so einen Tipp vom Förster zu bekommen. Sofort folgten wir der Wegbeschreibung und fanden wirklich diese Boofe. Uns war klar, dass wir unsere Tagestour so planten, dass wir am Abend wieder hier sein konnten. Also wieder bergab und zurück zum Zeughaus. Kaum mit Laufen angefangen ging es auch schon wieder steil nach oben zum Goldstein.
Bei einer Fotopause mit einem weiten Blick ins Land machten wir natürlich sofort wieder unsere obligatorischen Felsenfotos. Über den Roßsteig ging es erst vorbei am großen Winterberg und später auch am kleinen Winterberg. Zwischendurch wurde die ein oder andere Pause gemacht, da das ständige Bergauf und Bergab mit den Rucksäcken sehr konditionsfordernd war. Ein interessanter Weg führte uns um die steilen, immer wieder kehrenden, Einschneidungen im Felsmassiv bis hin zum „Hinteres Raubschloß“.
Das „Hintere Raubschloss“ ist ein freistehendes Felsmassiv auf dessen Top sich ein Plateau befindet, dass wir durch enge Schneisen und Pfade über Leitern und Stiegen hätten erreichen können. Beim Anblick des Felsmassives wurde uns bewusst, dass wir es bereits auf unserer letzten Trekktour in der Sächsischen Schweiz 1998 erklommen hatten. Die letzte Leiter hinauf auf das Plateau wäre nur ohne Rucksäcke erreichbar gewesen. Wir wollten unser Marschgepäck aber nicht unbeaufsichtigt zurück lassen und deshalb verzichteten wir auf den letzten, uns ohnehin schon bekannten, Abschnitt.
An diesem Tag waren wir in der vorteilhaften Lage, dass wir bereits unseren Schlafplatz kannten und so konnten wir in aller Ruhe die letzten Kilometer bergab und anschließend wieder bergauf bewandern.
Am späten Nachmittag erreichten wir unsere Felsklippe am Kannstein, die für diesen Abend und die folgende Nacht unser zu Hause war. Vor uns fand sich eine Wandergruppe mit ca. 10 Kindern (10-15 Jahre) und vier Betreuern ein.
Es waren Wanderer des Deutschen Alpenvereins die einen Kurs für Kinder durchführten. Platz war genug für alle da und so richteten wir unser Nachtlager hinter einem Felsblock ein.
Wir zogen uns etwas um die Ecke der Klippe zurück, um in Ruhe den Sonnenuntergang zu beobachten. Bei der Suche des besten Aussichtspunktes entstanden ganz neben bei noch ein paar schöne „Felsenfotos“. Zum Abschluss des schönen Tages tranken wir in aller Ruhe unser eisern eingeteiltes letztes Bier. Zeitweilig bekamen wir von dem ein oder anderen Betreuer Besuch, die über etwas Abwechslung sehr erfreut waren.
Nach dem Abendbrot gesellten wir uns zu dieser Jugendgruppe und erzählten uns Geschichten, was die Kinder natürlich sehr interessant und aufregend fanden. Weit nach Sonnenuntergang schliefen wir in unseren Schlafsäcken ein und wurden erst wieder in den frühen Morgenstunden mit einem herrlichen Blick ins besonnte Tal wach. Wir sind als Erste erwacht.
Leise packten wir unsere Sachen zusammen und kehrten zurück zum Zeughaus. An einer Wasserstelle wuschen wir uns und machten uns nach dem Frühstück auf den Weg zurück zum Auto. Vor uns lagen noch ungefähr 8 Kilometer- hinab ins Kirnitzschtal und drei Kilometer später über die Brüdersteine zurück nach Hinterhermsdorf.
Gutgelaunt und mit interessanten Gesprächen vergingen die letzten Stunden wie im Fluge.
Am Auto waren wir uns beide einig:
Dies war mit Abstand die schönste und interessanteste Trekktour, die wir in den letzten neun Jahren gemacht hatten.
Es wird schwer werden, zu unserem zehnjährigen Bestehen dieses Erlebnis noch zu Toppen!
Unsere neunte Trekktour im Jubiläumsjahr wird vom 20.-23.05.04 (Himmelfahrt) stattfinden. Wir sind uns nur noch nicht einig, ob uns diese Trekktour in den Spessart führt oder wir dieses Jahr noch einmal die gleiche Tour in die Sächsische- und Böhmische Schweiz durchführen, wie im letzten Jahr.
Unsere 10. Tour soll ein wirkliches Highlight darstellen und so habe ich mir eine Klostertour durch den 20 km langen Gebirgszug der Serra de Tramuntana auf Mallorca überlegt. Dieser Vorschlag wurde von Oli, Jörg und Schoko begeistert angenommen.
Sicher ist nicht, ob es eine Zwei-, Drei- oder Vier-Mann-Klostertour wird.
Sicher ist aber, dass Oli und ich den Vorsatz haben, noch viele weitere Trekktouren folgen zu lassen.
Wir würden uns freuen, wenn Jörg und Schoko auch auf künftigen Touren unsere zuverlässigen Begleiter sind.