The Trekker – Wandertouren

Wandertouren in Europa

Tag 2 – Höllental – Zugspitze

Um 4:00 Uhr klingelte der Wecker. Vor uns lag ein langer Tag, mit 1575 Höhenmetern aufwärts, sowie 1013 Höhenmeter abwärts. Geplant waren 10 Stunden für die Tour vom Kreuzeckhaus, hinab ins Höllental, hinauf zur Zugspitze und auf der anderen Seite wieder runter zur Wiener-Neustädter-Hütte.
Doch es sollte anders kommen!
Wir packten unsere Sachen zusammen. Thorsten füllte noch einmal seinen Trinkschlauch mit Wasser und um 5:00 Uhr saßen wir an einem kleinen Tisch im Vorraum und stärkten uns mit dem von den Wirtsleuten bereit gestellten Frühstück.

2014 - Sonnenaufgang

2014 – Sonnenaufgang

Um 5:40 Uhr befanden wir uns, mit Stirn- und Taschenlampen, auf dem stockdunklen Weg in Richtung Höllental. Eine halbe Stunde später, wurde der Himmel langsam heller und von Minute zu Minute wurden die Konturen um uns herum immer deutlicher.
Um 7:00 Uhr strahlte die Sonne den Gipfel des höchsten Bergs Deutschlands an. Es war ein bemerkenswertes Schauspiel, wie immer mehr der Zugspitze sich vor uns feuerrot verfärbte.

2014 - Höllentalangerhütte

2014 – Höllentalangerhütte

Vorbei an den Knappenhäusern (1.525m) passierten wir gegen 7:30 Uhr die Baustelle der neu errichteten Höllentalangerhütte (1.387m). Ab dort befanden wir uns wieder auf dem üblicherweise begangenen Wanderweg zum Höllentalklettersteig. Das machte sich auch gleich bemerkbar. Hin und wieder überholten wir ein paar Wanderer oder uns überholten andere. Vor dem eigentlichen Einstieg in den Klettersteig mussten wir noch einmal eine Pause machen. Thorstens Magen fing an Probleme zu bereiten. „Wird schon gehen“, sagte er sich und versuchte seinen Magen mit einem Schluck Wasser aus seinem Trinkschlauch zu beruhigen. Schließlich befand er sich auf der Tour, auf die er sich schon seit langem gefreut hatte.
Kurz nach 8:00 Uhr standen wir am Einstieg und zogen, neben einigen anderen Wanderern, unsere Klettersteigsets an. Ab dort waren es „nur noch“ 1.350 Höhenmeter bis zum Gipfelkreuz. Theoretisch in 5 ½ Stunden zu schaffen. Theoretisch!

2014 - Leiter

2014 – Leiter

Die Tour war hauptsächlich mit einem Schwierigkeitsgrad von A/B (leicht) und einer Passage C/D (mittelschwierig) gekennzeichnet, also keine schwere, aber eine sehr ausdauernd lange Tour. Es war Kondition gefragt. Die ersten Höhenmeter waren geschafft und vor uns befand sich die sogenannte „Leiter“, eine ca. 20 Meter hohe Felswand mit zahlreichen Klammereisen. Kurz danach kamen wir an das „Brett“, eine Felswand, die man auf Eisenstiften im Fels überquerte.

2014 - Brett

2014 – Brett

Noch ein paar Höhenmeter weiter und wir hatten die erste Kletterpassage hinter uns. Auf einem ansteigenden Hochplateau durchläuft man die grünen Buckel im Höllentalkar. Thorstens Zustand verschlechterte sich weiter. In jeder Pause ein Schluck Wasser in der Hoffnung, dass es bald besser werden sollte. Probleme mit der Höhe konnten es nicht sein. Wir überlegten, woran es liegen könnte. Wir hatten doch alle das Gleiche zum Frühstück gegessen. Was ist bei Thorsten anders als bei den anderen beiden?!

2014 - Geröllfeld

2014 – Geröllfeld

Zwischen den grünen Buckeln machten wir eine längere Pause in der Hoffnung, dass es Thorsten danach besser ginge. Leider half es nichts. Aber es half auch nichts, dort liegen zu bleiben. Also raffte er sich auf und weiter ging es, fest den Gipfel im Visier.
Nach den grünen Buckeln wurde es wirklich unbequem. Wir erreichten ein riesiges Geröllfeld, auf dem wir weiter mussten. Immer wieder rutschten wir auf den Steinen ein wenig, was das Laufen sehr anstrengend machte. Nach 2 Stunden lag diese Tortur endlich hinter uns und wir befanden uns neben dem Höllentalferner, die Reste eines früher gigantischen Gletschers. Durch das Tauen dieses Gletschers blieb das Geröllfeld zurück, das wir überquert hatten.

2014 - Gletscher

2014 – Gletscher

Ab dort war es sinnvoll mit Steigeisen oder zumindest mit Grödeln den Gletscher zu überqueren. Auch dieser Aufstieg war kräftezehrend und machte es Thorsten nicht gerade leichter. Alex blieb bei ihm und sorgte für moralische Unterstützung.
Eine halbe Stunde später erreichten wir die „gefürchtete“ Randkluft, einen Spalt zwischen dem Gletschereis und der Felswand. Dieser entsteht, wenn der Fels durch die Sonne warm wird und das Gletschereis, das sich dort befindet, schmilzt. Es kann eine mehrere Meter tiefe Spalte zwischen Eis und Fels entstehen, in die keiner abrutschen möchte.
Wir hatten Glück, es gab keine nennenswerte Randkluft und so konnte jeder Wanderer ohne große Probleme den Übergang meistern, sodass es kaum zu Wartezeiten kam.

2014 - Anstehen

2014 – Anstehen

2014 - Randkluft

2014 – Randkluft

An der Felswand klinkten wir uns wieder in das Sicherungsseil ein und folgten dem weiteren Verlauf.
Immer weiter hinauf, mit fantastischen Ausblicken. Thorsten ging es immer schlechter und brauchte immer mehr Pausen. Der Rucksack kam ihm doppelt so schwer vor. Aus dem „komischen Gefühl“ im Magen wurde Übelkeit. Doch wohin, wenn’s Ernst wird? Kurzer Hand übernahm Alex, neben seinem eigenen Rucksack, auch den von Thorsten. Damit war ihm eine große Last abgenommen. So kam er noch 10 Höhenmeter weiter, bis das unvermeidliche passierte. Hinter einem kleinen Felsvorsprung erleichterte er sich von seinem Mageninhalt. Es war nur Wasser und genau das war das Problem.
Thorsten war der Einzige, der auf der letzten Hütte seinen Trinkschlauch noch einmal nachfüllte.
Mit Leitungswasser!!!

2014 - An der Wand

2014 – An der Wand

(Wie dumm das war, wurde ihm schlagartig klar.) Nach seiner „Erleichterung“ ging es ihm von Minute zu Minute besser. Alex trug trotzdem seinen Rucksack weiter, damit er wieder zu Kräften kommen konnte. Es war ein unglaubliches Gefühl, wie die Kräfte wiederkehrten. Nun kamen wir deutlich schneller voran. Es machte richtig Spaß, sich an der steilen Wand nach oben zu kämpfen.

Wir erreichten den Kamm unterhalb der Zugspitze und der Blick öffnete sich auf die andere Hangseite. Dort unten lag eingebettet in einen grünen Baumteppich der glasklare Eibsee.

 

Gegen 15:30 Uhr war es soweit, wir erreichten das goldene Gipfelkreuz der Zugspitze. Es war vollbracht.

2014 - Gipfelfoto

2014 – Gipfelfoto

Nach 7 ½ Stunden, für eine Strecke, die eigentlich mit 5 ½ Stunden angegeben war. 🙁

Mit zahlreichen Gipfelschlücken besiegelten wir unseren Aufstieg.

2014 - Gipfelfoto

2014 – Gipfelfoto

2014 - Gipfelfoto

2014 – Gipfelfoto

Das Tagesziel war aber noch nicht erreicht. In unserer Tagesplanung war als Tagesziel die Wiener-Neustädter-Hütte auf österreichischer Seite. Das hieß ca. 2 Stunden weiter und 754 Höhenmeter tiefer.
Das Wetter fing an sich zu verschlechtern. In der Ferne zogen dunkle Wolken auf und auf der Zugspitze gab es das Münchner Haus, eine Herberge. Wir überlegten, ob wir lieber die Nacht dort verbringen sollten, worüber Thorsten zu diesem Zeitpunkt nicht traurig gewesen wäre, da er dem „Frieden“ in der Magengegend noch nicht so recht traute. 🙂 Wir setzten uns auf die Terrasse des Münchner Hauses und tranken zunächst etwas. Als wir auch Abendbrot essen wollten, ging dies nicht, da die Küche gerade gewischt wurde. 🙁 Auch die „Gastfreundschaft“ des Hüttenpersonals half uns, doch weiter zur geplanten Hütte zu laufen. Thorsten ging es durch die Pause und die Getränke wieder gut und trotz der aufziehenden Wolken machten wir uns auf den Abstieg zur nächsten Hütte. Der Wind wurde empfindlich kühl und 10 Minuten später fing es an zu regnen. Der Fels wurde deutlich rutschiger und die zum Teil ausgefranzte Seilversicherung war nur ein Witz. Aber wir hatten uns für den Abstieg entschieden und so blieb uns nur die Flucht nach vorn.
Das Glück war uns hold und nach wenigen Minuten zogen die Wolken an uns vorbei hinunter ins Tal und regneten sich dort lautstark ab.

2014 - Abstieg

2014 – Abstieg

2014 - Wiener Neustädter Hütte

2014 – Wiener Neustädter Hütte

Nach einer letzten steilen Bergwand gingen die restlichen 15 Minuten über ein Geröllfeld bis zur Hütte, auf dem wir teilweise schwimmend-rutschend der Hütte entgegen liefen.
Gegen 18:30 Uhr waren wir tatsächlich an unserm Tagesziel. Bei einer sehr leckeren Johannisbeerschorle stellten wir einstimmig fest, dass es die richtige Entscheidung war, weiter bis zu dieser Hütte zu laufen. Sie war zwar deutlich „rustikaler“ (kein Strom, kein Warmwasser, Plumpsklo) aber genau dadurch war sie viel uriger und gemütlicher, als das Münchner Haus auf der Zugspitze. Hinzu kam, dass der Wirt wirklich sehr gastfreundlich war.
Unser Zimmer war so klein, dass man zu dritt nicht darin stehen konnte. Einer musste immer im Bett sitzen / liegen oder draußen sein. Die Größe des Zimmers hatte aber den Vorteil, dass wir schnell die Zimmertemperatur durch unsere Körperwärme in den zweistelligen Bereich aufheizen konnten. 🙂
Im Gastraum gab es einen kleinen Ofen und eine kleine elektr. Lampe, sodass sich alle Gäste dort aufhielten und wir auch nach kürzester Zeit einen gemütlichen Tisch in der Ecke bezogen. Als Abendbrot gab es für alle Wanderer Nudeln mit Hänchenfleischsoße und Thorsten übernahm alle Getränke von Alex, für die „Rucksackaktion“.
🙂 Danke Alex. 🙂
Gegen 20:30 Uhr gingen wir hinauf ins Zimmer und wärmten unsere Schlafsäcke an.

2014 -Nachtlager

2014 -Nachtlager

2014 - Nachtlager

2014 – Nachtlager

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