The Trekker – Wandertouren

Wandertouren in Europa

2020 – Karawanken – Kärnten – Österreich – Tag 4 – 29.09.2020

Unser letzter Tourentag stand an. Am nächsten Tag mussten wir leider wieder nach Hause fahren. Es stand uns aber noch ein außergewöhnlich schöner und erlebnisreicher Tag bevor.

Aufstieg zu den verlassenen Dörfern
Aufstieg zu den verlassenen Dörfern

Bei herrlichstem Sonnenschein fuhren wir nach Italien zum Startpunkt unserer neu geplanten Wanderung in Moggio Udinese. Gegen 10:00 hatten wir unser Auto auf einem Parkplatz in Moggio di Sopra (Ortteil von Udinese) abgestellt und begannen unsere Wanderung und natürlich wie es sich gehört wieder einmal steil bergauf. Auf einem alten Maultierpfad, über den früher die Dörfer versorgt wurden, ging es immer bergauf. Dieser Pfad ist auch heute noch eine der beiden einzigen Verbindungen zu den drei verlassenen Dörfern. Nach ca. 40 Minuten Aufstieg erreichten wir einen Bergkamm, über den wir das Fellatal verließen und betraten eine Hochebene in den Karnischen Alpen, an deren Berghängen die drei verlassenden Dörfer Moggessa di Qua, Moggessa di La und Stavoli entstanden. Gegen 11:30 erreichten wir das erste Dorf. Moggessa di Qua.

Eine sehr beeindruckende Atmosphäre beherrschte uns. Wir liefen durch das Dorf, das fast menschenleer war. Nur in einem Haus am Dorfrand sahen wir einen älteren Mann arbeiten. Schwer vorzustellen, dass hier bis 1976 um die 200 Einwohner Sommer wie Winter lebten. 1976 erschütterte diese Gegend ein starkes Erdbeben, bei dem viele Häuser zerstört wurden.

Moggessa di Qua
Moggessa di Qua
Moggessa di Qua
Moggessa di Qua
Moggessa di Qua
Moggessa di Qua
Moggessa di Qua
Moggessa di Qua
Moggessa di Qua
Moggessa di Qua

Ein Wiederaufbau war zu aufwändig und kostspielig. Die jüngeren Bewohner zogen, um zu Arbeiten, weg von dort. Man sagt, dass es zu Letzt nur noch eine alte Frau gab, die auch im Winter dort allein lebte. Heute sieht man, dass einige restaurierte Häuser bestehen. Dieser Widerspruch zwischen hergerichteten Häusern und verfallenen Ruinen ist sehr auffällig. Diese restaurierten Häuser nutzen heute Nachfahren der damaligen Bewohner in den Ferien und Urlauben. Ob noch immer die alte Dame dort lebt, können wir nicht sagen. Wir haben sie nicht gesehen. Durch die engen schmalen Gassen durchquerten wir das einsame Dorf und suchten uns ein geeignetes Plätzchen für eine Rast.

Weiter ging es zum ca. 30 Minuten entfernten Moggessa di La. Dazu mussten wir durch ein kleines Tal laufen. Bergab bis zum Rio Mulin (Mühlbach) und nach der Überquerung des Baches auf einer Brücke wieder bergauf. Wenig später erreichten wir Moggessa di La. Auch dort erwartete uns das gleiche Scenario. Alte, restaurierte Häuser und Ruinen. Auch hier waren die Spuren der heutigen Zivilisation zu erkennen, aber auch der Vergangenheit.

Moggessa di La
Moggessa di La
Moggessa di La
Moggessa di La
Moggessa di La
Moggessa di La
Moggessa di La
Moggessa di La
Wegweiser Stavoli
Wegweiser Stavoli

Wir waren sehr beeindruckt von diesen Gegensätzen und der Atmosphäre. An einer Hauswand fanden wir einen Wegweiser zum nächsten Dorf Stavoli, dem wir folgten. Vor uns lagen 1 ½ Stunden Fußmarsch. Leider nicht nur am Berghang, sondern durch die Schlucht des Torrente Glagno, um auf die andere Seite des Tales zu kommen, wo sich Stavoli befand. Dies bedeutete zunächst 200 Höhenmeter hinab auf teils sehr schmalen Pfaden. Nach einer halben Stunde hatten wir die Talsohle erreicht und standen vor einem breiten Bach ohne Brücke. „Wie hinüber kommen“ war die Frage.

Bachdurchquerung
Bachdurchquerung

Wir suchten am Bachlauf nach einer möglichen Querung. Schnell wurde klar, dass es ohne nasse Füße / Schuhe nicht möglich sein wird. Also wurde die schmalste Stelle ausgesucht und unterschiedlich der Bach überquert, die einen mit einem beherzten kräftigen Sprung von einem Stein ins Wasser um mit 2 weiteren Schritten auf die andere Seite zu gelangen. Andere zogen die Schuhe aus und durchquerten barfuß das eiskalte Wasser.

Pause am Bach
Pause am Bach

So oder so erreichten alle das andere Ufer und unseren nächsten Rastplatz. Bei einem Bier und leckerem Schinken stärkten wir uns für den vor uns liegenden steilen Aufstieg mit ca. 230 Höhenmetern.

Ca. 45 Minuten später erreichten wir Stavoli.

Stavoli ist mit seinen ca. 70 Häusern ein deutlich größeres Dorf als die beiden anderen Dörfer. Die Versorgung erfolgt nicht über die schmalen Pfade von Moggessa aus, sondern über eine Materialseilbahn von der anderen Talseite. Die Zuwegung ist nicht weniger anstrengend, über einen Weg mit zahlreichen Stufen, die aus dem Tal von Campiolo di Sopra aus zu erreichen waren.

Stavoli hat auch, durch seine bessere Erreichbarkeit, mehr Einwohner aufzuweisen. Wir haben während unseres Aufenthaltes schon 3-4 Personen gesehen. Die teils 3-4stöckigen Häuser sind in einem oft guten Zustand. Natürlich gibt es auch Ruinen zwischendurch zu sehen.

Stavoli
Stavoli
Stavoli
Stavoli
Stavoli
Stavoli
Stavoli
Stavoli

Durch die bessere Materialversorgung mit der Seilbahn sind jedoch zahlreiche Häuser wieder aufgebaut worden, soweit sie überhaupt durch das Erdbeben 1976 betroffen waren. Nach einer Rast machten wir uns an den Abstieg in Richtung Moggio Campiolo. Noch einmal konnten wir auf der anderen Hangseite die beiden anderen verlassenen Dörfer erkennen. Der Abstieg führte uns erneut 300 Höhenmeter hinab in die Schlucht des Torrente Glagno. Diesmal jedoch mit dem Wissen, das wir diese nicht wieder hinaufmussten. Bei unserem Abstieg sahen wir immer wieder, in großer Höhe, über uns das Seil der Materialseilbahn und es gab auf dem Weg unterhalb des Seiles Warn-Hinweisschilder auf die Seilbahn in luftiger Höhe. 300 Höhenmeter tiefer konnten wir dieses Mal den Torrente Glagno bequem über eine Brücke überqueren. Auf unserem weiteren Weg parallel zum Bachlauf standen wir plötzlich an einer großen Röhre, die die Lücke zwischen zwei Berghängen überbrückte.

Tunnel über Torrente Glagno
Tunnel über Torrente Glagno

Wie wir später erfuhren, handelte es sich dabei um eine der Verbindungsröhren der 89 Kilometer langen Eisenbahnverbindung der Pontafelbahn (ital. Pontebbana) vom Grenzort Tarviso nach Udine. Wir unterquerten die Bahntrasse durch einen Fußgängertunnel und liefen weiter parallel des Bachlaufes. Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir Campiolo, wo auch der Torrente Glagno in den deutlich größeren Fluß namens Fella floss. Wir waren zurück im Fellatal. Auf der Verbindungsstraße von Campiolo nach Moggio di Sopra (Udinese) liefen wir zügig zurück zum Ausgangsort. Ein letzter Anstieg hinauf zum Parkplatz und wir hatten das Auto nach knapp 7 Stunden Rundweg wieder erreicht. Hinter uns lag eine traumhafte (aber auch anstrengende) Tour. Auf dem Parkplatz trafen wir ein Pärchen wieder, die die gleiche Tour wie wir gemacht haben. Freundlich wurden wir auf ein kühles Bier aus dem Wohnmobilkühlschrank eingeladen und tauschten uns noch ein wenig über diese empfehlenswerte Tour aus. Wir merkten, dass wir Hunger bekamen. Von Ule hatten wir einen Tipp für eine super Pizza in Tarvisio bekommen. Diesen Tipp wollten wir überprüfen. Wir fuhren zurück zum Grenzort Tarvisio und fanden die kleine unscheinbare Pizzeria direkt am alten Grenzübergang nach Kärnten / Österreich.

Der Tipp war goldwert. Zu einem wirklich sehr humanen Preis bekamen wir süffigen Vino di Casa (Hauswein) und alkoholfreie Getränke, mit 4 großen leckeren Pizzen.

Pizza satt
Pizza satt

Ein perfekter kulinarischer Abschluss für eine perfekte sonnige Wanderung in Italien.

Gut gestärkt fuhren wir am späten Abend zurück in unsere gemütliche Unterkunft. Nach einer belebenden Dusche trafen wir uns noch einmal zum Abschluss unseres Aufenthaltes mit Ule an der Bar des Dorfwirtes. Er hatte noch eine Überraschung für uns.

The Trekker mit Ule
The Trekker mit Ule

Ule hatte eine „Wanderehrung“ für uns vorbereitet. Feierlich erhielten wir, bei einem kühlen Getränk, unsere „Wandermedaillen“.

Hier nochmals ein dickes Dankeschön an den Chefanimateur des Naturel Dorfhotels Ule, für seine offene unaufdringliche Art uns mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. 😊

Und hier noch das komplette kleine Liedchen als Trinkspruch:

Ein Prost, ein Prost, ein Prösterlein, Prost, wir leben nur einmal.
Ein Prost, ein Prost, ein Prösterlein, Prost, wir leben nur einmal.
Wir leben nur ein einziges Mal, vielleicht ist es das letzte Mal.
Ein Prost, ein Prost, ein Prösterlein, Prost, wir leben nur einmal.

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