Um 6.30 war die Nacht vorbei und wir krabbelten mit neuem Tatendrang aus dem Schlafsack.
Vor uns lag eine 9-stündige Wanderung zum Friesenberghaus. Das Wetter war alles andere als einladend. Eine halbe Stunde später saßen wir am Frühstückstisch und durften uns für 3,- € ein Lunchpaket für die Mittagszeit zusammenstellen.
Um 8.00 standen wir in voller Regenmontur abmarschbereit vor der Hütte. Wie sollte es anders sein in den Bergen, ging es mit einem kräftigen Anstieg zum Warmwerden los.
Gerade als wir nach 30 Minuten so richtig warmgelaufen waren, sorgte Jörg für eine Zwangspause. Besser gesagt seine Schuhe, die der Meinung waren, sich in 2.000 Metern Höhe auflösen zu müssen. Nicht nur bei einem, sondern gleich bei beiden Schuhen gleichzeitig lösten sich plötzlich die Sohlen ab. Lag´s an der Höhenluft?
Wir versuchten die Sohlen mit Gurtbändern an den Schuhen zu fixieren, damit Jörg wieder absteigen und sich neue Schuhe kaufen konnte.
Dort trennten sich zunächst unsere Wege und dank Handytechnik blieben wir in regelmäßigem Kontakt, um sicher zu gehen, dass Jörg gut im Tal ankam.
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Für Thorsten, Oli, Schoko und Stefan ging es weiter ins neblig feuchte Unbekannte. Trotz des Nebels oder vielleicht gerade wegen des Nebels, war die Atmosphäre und der schmale Pfad, absolut adrenalinsteigernd. Der Pfad, der teilweise nur 20 cm breit war, führte über Wasserläufe, vorbei an kleinen Wasserfällen und immer auf der Talseite der Blick steil nach unten ins neblige Nichts.
Vielleicht war es für den Einen oder Anderen unter uns sogar ganz gut, dass er nicht sehen konnte, wie tief es hinab ging. Schoko fand auf diesem steilen schmalen Pfad seine mentale Grenze und hatte gehofft, dass dies nur eine kleine Passage ist. Er wurde eines besseren belehrt und stelle seine Entscheidung diese Alpintour mitzumachen in Frage.
Nicht umsonst stand in der Wegbeschreibung „nur für Geübte mit Trittsicherheit“. Und es sollte noch „besser“ werden in den nächsten Tagen.
Die ersten kleinen Schneefelder zeichneten sich im Nebel ab, die es hieß zu überqueren.
Es waren die ersten Übungen für die wirklich großen Schneefelder, die uns in 3.000 Meter Höhe noch erwarten sollten.
In der Mittagszeit löste sich der Nebel leicht auf und immer wieder konnten wir durch Wolkenlöcher hinab ins Tal schauen. Eine längere Rast machten wir an der „Grauen Platte“ in 2.150 Metern Höhe.
Plötzlich waren wir nicht mehr allein. Eine kleine Maus tauchte zwischen den Steinen auf und inspizierte genauestens, was wir bei hatten. Ganz besonders interessant fand sie die Bierbüchsen, die wir noch bei hatten.
Nach einiger Zeit war der Nebel weg und die Sonne meinte es gut mit uns. Vorerst!! Wetterumschwünge sind in den Bergen ja nichts Außergewöhnliches.
Der Weg führte uns direkt auf die Pitzenalm. Auf der kleinen Terrasse der Almhütte legten wir eine weitere Pause ein und genossen die frische Almmilch die uns die sehr nette Wirtin servierte.
Bei dem weiteren Tourenverlauf war es nicht verkehrt, noch einmal eine kleine Stärkung zu uns zu nehmen. Der nächste steile Aufstieg stand uns direkt bevor, wie wir von der Terrasse aus sehr imposant sehen konnten.
Noch einen reißenden Bach überqueren und „aufi goat’s“. Und das hatte es auch wieder in sich. Der Weg verjüngte sich erneut zu einem schmalen Pfad, der sich an den Hängen der Zillertaler Alpen entlang schnürte.
Neben beeindruckenden Wasserfällen gab es auch noch andere interessante Dinge zu sehen. So konnten wir zum Beispiel an mehreren Stellen Murmeltiere beobachten, die wir so dicht zuvor noch nie gesehen hatten. Ebenfalls begegneten wir Gämsen, die uns nicht weniger aufmerksam beobachteten wie auch wir sie.
Vorbei an der Kesselalpe und einem weiteren sehr beeindruckenden Wasserfall erreichten wir einen Platz, der in unseren Augen ideal für eine weitere Rast war. Mit dem Rauschen des Wasserfalls im Hintergrund genossen wir die wärmenden Strahlen der Sonne. Wer wusste schon wie lang sie noch scheinen wird. Das folgende Stück des Weges sollte wieder alle unsere Sinne fordern. Ganz besonders den Gleichgewichtssinn!
Nach einem weiteren Anstieg überquerten wir den Ostgrad des kleinen Rifflers, sowie die Riffler Rinnen und standen vor einem riesigen Geröllfeld. Das Schild „für Geübte“ stand zu Recht dort. „Von Stein zu Stein und immer schön das Gleichgewicht halten“ war die Parole für die horizontale Überquerung des Geröllfeldes.
Zwischen den großen Felsbrocken ging es beachtlich tief in die Felsspalten. Schoko musste sich für diese „Übung“ viel Zeit nehmen, um sie zu meistern. Der Rest der Truppe wartete geduldig auf ihn.
Schnell wurde noch ein kleines Schneefeld überquert und schon ging es wieder in steilen engen Serpentinen den Hang hinauf. Die Ausblicke hinunter ins Tal wurden immer beeindruckender. Zur Linken konnten wir bis nach Ginzling schauen und zur Rechten lag dort unten, ins Tal eingebettet, die Staumauer des Schlegeis Speichers.
Als wir den Wesendle Karsee passierten, kamen auch wieder die Wolken und der Nebel zurück. Zu allem Überfluss brachten sie auch den Regen. Wir wussten aber, dass es nicht mehr sehr weit sein konnte, bis zu unserem nächsten Etappenziel, die Friesenberghütte.
Wir kämpften uns tapfer durch den Regen und nach einigen weiteren Umrundungen endlos erscheinender Bergvorsprüngen zeichnete sich im Nebel die Silhouette der Hütte ab. Das mobilisierte bei allen noch einmal die letzten Reserven und so schafften es alle unbeschadet in den Schutz der Hütte. Wir waren nun auf 2498 Metern Höhe und nahmen eines der 4-Bettzimmer in Beschlag.
Das Zimmer war recht gemütlich, aber s….. kalt. Dank der Duschmarken war es möglich, für 3,-€ 3 Minuten lang warm zu duschen und so unsere Körpertemperatur wieder auf „Normaltemperatur“ aufheizen. Mit einem ausgeklügelten Duschplan konnten wir die 3 Minuten, die auch abliefen, wenn die Dusche aus war (z.B. beim Einseifen), effizient ausnutzen. Zurück ins eiskalte Zimmer und schnell ein paar warme trockene Sachen angezogen. Anschließend in den Gastraum, in dem der Kaminofen für eine angenehme Wärme sorgte. Nach dem Abendbrot verschwand Schoko zügig im Bett, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. 🙂
Nach einigen Kaltgetränken und ein paar netten Gesprächen mit anderen Hüttengästen zog sich auch der Rest der Truppe in ihre Betten zurück.