The Trekker – Wandertouren

Wandertouren in Europa

5. Tour – 2000 – Erzgebirge

Der Ruf der Wildnis lockte.

Und dieses Jahr kam der Ruf aus dem Erzgebirge, dem drei Berliner folgten.

Es gab wieder einmal eine Veränderung bei den diesjährigen Trekkern. Der Kern der Truppe war wieder der Gleiche. Oliver, Thorsten und Biene. Jörg gehörte diesmal nicht zu denen, die den Ruf der Wildnis hörten. Er hatte andere wichtige Termine. (Gibt es etwas wichtigeres als unsere Trekktour?!)

Das heißt, es war wieder einmal ein neuer Frischling am Start. Sein Name war Alexander genannt Schoko. Wir waren gespannt, wie lange er durchhalten wird.

Es konnte eigentlich nicht viel schief gehen. Seine Voraussetzungen waren optimal. Er war der jüngste Frischling von allen; er hatte Stiefel, die er seit Jahren schon eingelaufen hat und er war voller Euphorie. In der Tourvorbesprechung erzählte er uns von seinen Erfahrungen beim Wandern, sodass wir ihn ohne Bedenken zu unserem geplanten viertägigen „Gassi gehen mit Biene “ mitnahmen.

Der Himmelfahrtstag brach an und wir vier(!), inklusive unserer alten Dame Biene, waren auf der Autobahn in Schoko´s VW Golf. Als wir Biene abholten meinte Schoko nur, ich hoffe sie pinkelt mir nicht ins Auto. Wir konnten ihn beruhigen und sagten ihm, dass sie so etwas noch nie gemacht hätte. Auch auf dieser Tour pinkelte Biene nicht ins Auto. Dafür hat sie Schoko auf den Beifahrersitz gekotzt!! (Was sie übrigens vorher auch noch nie gemacht hatte.) Er trug es aber mit Fassung und ein paar Stunden später sogar auch mit Humor. Als wir unser Ziel erreicht hatten, parkten wir das Auto an der Kirche (ich glaube die Ortschaft hieß Morgenröthe-Rautenkranz) und endlich konnte Schoko auch ein Bier mittrinken. Oli und ich hatten schon 3 oder 4 Vorsprung. Das Wetter war super und laut Prognose sollte sich in den nächsten vier Tagen daran auch nichts ändern.

2000 - Schlafplatz

2000 – Schlafplatz

An diesem Tag machten wir noch einen Marsch von einigen Stunden. Als wir an einer großen Lichtung einen ca. 5 Meter hohen Felsblock mit einem wunderbaren Plateau sahen, entschieden wir uns dort die Nacht zu verbringen. Unser Vorhaben, auf dem Plateau zu schlafen schlug leider fehl, da nicht genügend ebene Flächen für uns Drei vorhanden waren. Wir fanden neben dem Felsblock unter einigen dichtstehenden Nadelbäumen eine annehmbare Stelle für ein Nachtlager. Das Plateau war aber ein idealer Platz fürs Abendbrot mit Blick auf die Lichtung. Also kletterten wir mit Speis und Trank wieder auf den Felsen. Nach dem üblichen Abendbrot tranken wir noch ein zwei Bierchen und noch vier fünf Schnäpschen und bei einbrechender Dunkelheit kletterten wir den Fels wieder hinab. An unseren Schlafsäcken beendeten wir noch unser angefangenes Bier und dachten, dass wir jetzt in Ruhe schlafen könnten.

Aber denkste! Schoko erzählte plötzlich, dass er etwas Leuchtendes in den Büschen gesehen hätte. Es hätte sich bewegt und sah aus wie zwei Augen.

Wir konnten aber nichts Leuchtendes sehen. Immer wieder fing er davon an und war schon ganz unruhig. Plötzlich sagte er: “Da ist es wieder“. Wir schauten sofort hin und hatten (dank Schoko) das seltene Glück mehrere Glühwürmchen beobachten zu dürfen. Nun konnten wir uns ALLE beruhigt in die Schlafsäcke kuscheln.

2000 - Über Stock und Eisen

2000 – Über Stock und Eisen

Nach einer etwas unruhigen Nacht brach ein neuer sonniger Tag an. (Die erste Nacht im Freien ist immer wieder eine große Umstellung) Voller Tatendrang krabbelten Oli und Thorsten aus dem Schlafsack, um auf dem Fels zu frühstücken. Schoko dagegen ging es überhaupt nicht gut. Einer von den am Abend zuvor getrunkenen Schnäpsen setzte ihm sehr zu. Oli und Schoko tranken „Feigling“ und Thorsten „Willi“. Schoko schaffte es nur mit einiger zeitlicher Verzögerung, auf den Felsen zu klettern, um uns sagen zu wollen, dass er lieber die Tour abbrechen möchte. In seinem Zustand wäre er schließlich nur eine Belastung für uns. Außerdem taten ihm die Füße vom Laufen weh und er würde uns am Sonntag wieder abholen. Wir zählten ihm die Vorteile auf, die er hätte, wenn er durchhalten würde und die Nachteile des Abbruchs. Nach einer weiteren Stunde hatten wir ihn überzeugt, weiter mit uns mitzulaufen. Er versprach, nie wieder Alkohol zu trinken (zumindest auf dieser Tour). Dieses Versprechen hielt er auch ein, zum Glück für uns.

Das fing ja gut an!

Erst nachts leuchtende Augen sehen und dann auch noch eine Trekktour nach der ersten Nacht abbrechen wollen. Unsere Hoffung auf einen ehrgeizigen Nachwuchs-Trekker fing an zu bröckeln.

2000 - Kleines Staubecken

2000 – Kleines Staubecken

Der arme Kerl machte sich also weiter mit uns auf den Weg (ohne Frühstück). Nach einiger Zeit ging es ihm aber dann deutlich besser, was den Kopf und Magen betraf. Dafür waren die Schmerzen an den Füßen stärker geworden. Egal, weiter ging´s. Als wir an einem einladenden Stausee vorbei kamen, legten wir eine Badepause ein und faulenzten in der Sonne. Nach unserem Aufbruch vom Badesee folgten wir nach ein paar Stunden einem Bachlauf durch den Wald und kamen an ein kleines Staubecken. Ein idealer Platz für eine Trinkflaschen-auffüll- und Bierpause (für Oli und mich), die Schoko dankend annahm. Er hatte inzwischen wirklich schon sehr ansehnliche und stattliche Blasen an den Füßen, die mich sehr an meine ersten Touren erinnerten. Ich wusste, was das für Schmerzen sind. Auf den weiteren Wegen fingen wir an, Schoko zu entlasten. Zwischendurch trugen wir seinen Rucksack und später teilten Oli und Thorsten einige schwere Sachen aus seinem Rucksack auf. ABER…. Schoko gab nicht auf! Mit Erfolg: Er lief, zwar langsam, aber dafür kontinuierlich weiter. Selbst, als sich das Innenleben seines Stiefels herauslöste, lief er weiter und wir hörten ihn kaum jammern. Und das lag nicht nur daran, dass er die meiste Zeit 100 Meter hinter uns lief (aber immer in Sichtweite).

2000 - Grenze

2000 – Grenze

Soviel Ergeiz fand bei uns aber auch Anerkennung. Der von uns gewählte Wanderweg (namens Schwerdtweg) führte uns eine ganze Zeit lang an der tschechischen grünen Grenze entlang, auf dem wir am Abend eine neu errichtete saubere große Schutzhütte fanden. Diese wählten wir als unsere „Vier Sterne Hütte“ für die Nacht.

2000 - "Vier-Sterne-Shutzhütte"

2000 – „Vier-Sterne-Schutzhütte“

Beim Abendbrot ging es Schoko dann auch wieder besser. Er sagte über sich selbst, dass er nie gedacht hätte, solch eine körperliche Belastung auszuhalten. Er konnte voller Stolz seine Belastungsgrenze ein deutliches Stück höher setzen. Und das mit Recht.

Respekt Schoko für Dein Durchhaltevermögen!!

Oli und Thorsten hielten eine geheime schnelle Krisensitzung ab und beschlossen einstimmig, die Tour am nächsten Tag zu beenden.

2000 - Waschplatz

2000 – Waschplatz

Als wir Schoko unser Vorhaben erläuterten, bekam er ein feuchtes Leuchten in den Augen und fügte sich unserer Entscheidung. Wir einigten uns aber darauf, nicht direkt zum Auto zurück zu laufen. Am nächsten Morgen traten wir nach dem Frühstück den letzten Marsch über den Carlsfelder Steig nach Eibenstock an. An einem Bach wuschen wir uns noch einmal ausgiebig und kehrten vorbei an der Eibenstocktalsperre zurück zum Auto.

2000 - Rückweg

2000 – Rückweg

Etwa 500 Meter vor dem Auto fing es plötzlich an zu regnen.

Auf einmal beschleunigte Schoko sein Tempo und fiel in einen eigens von ihm kreierten Lauf-renn-humpel-hüpf-Stil .

War der Abbruch der Wandertour wirklich die richtige Entscheidung ???

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